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Jetzt bist du der Mann im Haus




Diesen Satz soll ein Vater seinem 4 Jahre alten Sohn gesagt haben, nachdem sich die Eltern getrennt, und der Vater in sein neues Leben verschwand. Diesen väterlichen Auftrag ernst nehmend, übernahm der Sohn die Rolle des „Mannes im Haus“.


Parentifizierung heißt das Fachwort dazu: eine Rollenumkehr zwischen Elternteil und Kind, die eine Diffusion der Generationsgrenzen im Familiensystem nach sich zieht. Das Kind übernimmt in überzogenem Maße Eltern-Funktionen: sich z.B. für die Mutter und jüngere Geschwister verantwortlich fühlen. Damit naturgemäß überfordert, bleiben eigene Entwicklungsschritte auf der Strecke, bzw. werden unvollständig absolviert. Mit Wut und Ärger auf den Vater als gesunde psychische Reaktion bleibt das Kind meist auf sich alleine gestellt, da die allein erziehende Mutter meist damit überfordert ist, das Kind bei der Modulation seiner Affekte zu unterstützen. Wiederkehrende Wutausbrüche bei gleichzeitig emotionalem Rückzug, Selbstwertprobleme, Leistungsabfall, eingeschränkte Frustrationstoleranz können folgen. Allzuoft auf der Strecke bleibt die Autonomie- Entwicklung.


Wenn der Junge auf der Wut auf den damals nicht Verantwortung übernehmenden Vater sitzen bleibt, lebt er unter Umständen ein Erwachsenen- Leben mit emotional angezogener Handbremse: Einschränkungen in Lebendigkeit und Lebensfreude, Selbstbewusstsein und männlicher Identität.

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